Geschrieben von Max Schlenker und Daniel Kähny (Teil 8)

Im Frühjahr 1832 schließt sich der Kreis nach zwei Jahren Untersuchungen und Streitereien. Den Ablauf könnt ihr in folgenden Kapiteln nachlesen:

 
 
Nach allen aufwendigen Anhörungen schrieb Anton Bürkle seinen Bericht am 9. Februar 1832 und bezieht sich auf den Antrag selbst und das illegale Stimmensammeln.
"Unter Bezug auf unseren gehorsamen Bericht vom 31. Junii halten wir auch noch wie damals die Errichtung einer zweiten Wirthschaft für überflüssig…
 
 
Die Untersuchung wegen unbefugtem Stimmensammeln ist den Akten beygeheftet; nach derselben hat Ausschuss Kähny lang hauptsächlich den Fehler begangen und hätte ihn die Strafe zu treffen. Da aber die Untersuchungskosten bedeutend waren, so mögte eine Verurtheilung desselben in die Kosten mit Umgehung weiterer Strafen genügend erscheinen, was wir jedoch höherem Ermessen gehorsamst unterstellen.
 
Dieser Empfehlung folgt aber auch das Kreisdirektorium und fasst genau jenen Beschluss, dass Kähny lang nicht weiter zu bestrafen sei, aber die Kosten des Prozesses tragen sollte:
 
  
Der Adlerwirt hatte sein Ziel erreicht. Es sollte noch ein halbes Jahrhundert dauern, bis einer seiner Enkel eine zweite Wirtschaft, den Dinkelberger Hof, eröffnete. Aber auch er kam nicht ganz ungeschoren davon. Ein paar Gebühren in Höhe von 2 Gulden musste auch er bezahlen.
 
 

Der Wirtschaftsstreit in Adelhausen 1830-1832 ist ein besonders illustres Beispiel für die dörfliche Alltagsgeschichte einerseits, als auch auch ein Einblick in die administrativen Vorgänger innerhalb des Kreisdirektoriums und des Großherzogtum anderseits. Obwohl der Großteil der Bürger eine zweite Wirtschaft fordert, kommt es am Ende nicht dazu - im Zweifelsfall hat die großherzogliche Verwaltung das letzte Wort. Dörfliche Selbstverwaltung oder Selbstbestimmungsrechte sehen anders aus. Der Großherzog und sein Apparat regieren bis in die kleinsten Zellen des Großherzogtums hinein. Andererseits haben die herrschaftlichen Beamten sichtbar ihre Mühen, mit jenen Streitfällen angemessen umzugehen. Amtmann Bürkle scheint - wenn man zwischen den Zeilen liest - gewisse Sympathien für die Adelhuser gehabt zu haben. In seiner Empfehlung an das Kreisdirektorium empfiehlt er sogar schließlich, Kähny lang nicht weiter zu bestrafen. Dennoch ist Bürkle ein hochgewissenhafter Amtmann (und damit prädestiniert für seinen Job), der selbst jenen vermeintlich kleinen Streitfall detailliert untersucht. Ohne sein Engagement wäre die Akte aus dem Staatsarchiv Freiburg jedenfalls keineswegs so dick. Man mag sich aber gar nicht ausdenken, mit was für Fällen Bürkle und sein Amt sonst so beschäftigt waren und wie dick hier die Aktenberge ausgefallen sind… vielleicht stoßen wir ja eines Tages wieder auf ihn.